Nach den im März überraschenden Momenten in den Gesprächsrunden im Rathaus zur erschreckenden haushalterischen Situation der Stadt Marbach können wir mit etwas mehr Klarheit in den April blicken. Die Öffentlichkeit ist nun informiert. Das ist ein erster Schritt, um gemeinsam Lösungen zu finden.
Die finanziellen Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind nicht neu – doch sie haben sich massiv verschärft. Ein Haushaltsdefizit von 5,5 Millionen Euro im aktuellen Jahr und die Prognose, dass dieses Defizit bis 2028 auf 8,1 Millionen Euro anwachsen könnte, fordern uns zum Handeln auf. Es gibt also keine einfachen Lösungen – aber es gibt Möglichkeiten, die Stadt dennoch zukunftsfähig zu halten.
Die Zahlen sind erschreckend. Sie werfen einen Schatten auf unsere anstehenden Aufgaben und unsere weiterführenden Planungen. Doch die roten Zahlen sind nicht das Ende dieses Kapitels der Marbacher Stadtgeschichte, sondern ein Ausgangspunkt für die notwendigen Veränderungen. Der augenblickliche Fokus wird auf Einsparungen und Effizienzsteigerung liegen. Zwei Millionen Euro müssen wir kurzfristig einsparen. Obendrein könnten die liquiden Mittel bis 2026 aufgebraucht sein. Das ist eine Herausforderung, die der ganzen Stadt viel abverlangen wird.
Doch auch in dieser Krise gibt es Zeichen der Hoffnung für stadtgemeinschaftlichen Zusammenhalt. Die aktuell laufende Rettung des kulturell bedeutenden 18. Jahrhundert-Festes durch den bürgerschaftlich gefassten Stadtmarketingverein ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie die Bürgerschaft Verantwortung übernimmt. Hier zeigt sich, was Marbach erreichen kann, wenn wir bereit sind, uns einzubringen.
Es geht nicht nur darum, ehrenamtliches Engagement zu schätzen, sondern auch darum, als Stadt die Bereitschaft zu zeigen, diese Unterstützung aktiv anzunehmen und in unsere Strukturen zu integrieren. Ehrenamtliche sind nicht nur Helfer*innen, sondern Partner*innen, die gemeinsam mit uns die Stadt gestalten und weiterentwickeln. Wir müssen eine Gemeinschaft schaffen, in der das Ehrenamt als unverzichtbare Ressource und als Teil der Lösung von Herausforderungen wahrgenommen wird – nicht als ergänzende Maßnahme, sondern als integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Miteinanders. Indem wir den Ehrenamtlichen mehr zutrauen und uns offen für ihre Ideen und Unterstützung zeigen, können wir gemeinsam die nötigen Lösungen für die Zukunft finden.
Jetzt geht es darum, diese Energie auf die Zukunft auszurichten. Marbach muss sich verändern. Wir müssen neue Wege finden, wie wir unsere Verwaltung effizienter gestalten, wie wir Kooperationen mit Nachbarkommunen und Unternehmen ausbauen und sogar neue Finanzierungswege wie Crowdfunding oder Sponsoring nutzen. Es geht nicht nur darum, auf Nummer sicher zu gehen, sondern auch darum, Chancen zu ergreifen. Unsere Verantwortung als Stadtgemeinschaft reicht über die Verwaltung hinaus.
Es ist klar, dass die nächsten Jahre weiterhin eine Herausforderung darstellen werden. Die Haushaltsproblematik wird uns noch lange beschäftigen. Aber ich will die Zuversicht streuen, dass wir als Stadtgemeinschaft diese Herausforderung meistern können. Mit der kollektiven Stärke der Bürgerschaft, durch eine enge Zusammenarbeit und einem Fokus auf nachhaltige Entscheidungen werden wir Marbach nicht nur durch diese Krise bringen, sondern die Grundlagen für eine lebendige und lebenswerte Schillerstadt Marbach erhalten können.
Die Verwaltung allein kann dies nicht leisten – es braucht uns alle. Wir müssen uns gemeinsam der Aufgabe stellen, unsere Stadt kulturell, sozial und wirtschaftlich zu gestalten. Die Verantwortung liegt bei uns allen. Nur zusammen können wir dafür sorgen, dass Marbach auch in schwierigen Zeiten ein Ort bleibt, an dem es sich zu leben lohnt.
LO · 29. März 2025